CDU Stadtverband Wertheim

Sozialen Frieden nicht gefährden

Wahlkampf eröffnet: OB Mikulicz zu Gast in Bettingen

Bettingen. Knapp zehn Wochen dauert es noch, dann entscheiden die Wertheimer darüber, wer in den kommenden acht Jahren an der Spitze ihrer Stadt stehen soll. Der Amtsinhaber hat jetzt den Wahlkampf eröffnet. Und gleich zum Auftakt ging Oberbürgermeister Stefan Mikulicz sozusagen "in die Höhle des Löwen", in die Ortschaft, mit dem derzeit umstrittensten Thema. Und wie erwartet spielte am Donnerstagabend im mit über 50 Interessierten voll besetzten Gasthaus "Anker" in Bettingen das "Ritterland" die Hauptrolle.
Bevor er aber "glaubt sagen zu dürfen, dass ich auf eine erfolgreiche erste Amtsperiode zurückblicken kann", ging Mikulicz auf den "ziemlichen Einschnitt zu Beginn des Jahres" ein, das Hochwasser. Dass alles reibungslos laufe, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schäden wieder in die Millionen gingen, sagte er und rechnete "mit großzügiger Unterstützung durch die Landesregierung".

Bilanz gezogen

Dann aber wandte er sich der Bilanz der ersten acht Jahre zu, in denen er unter Beweis gestellt habe, "dass Kontinuität und Verlässlichkeit nicht nur Sprüche sind". Mikulicz lobte das Miteinander im Gemeinderat und mit den Ortsvorstehern, stellte fest, "im Streit löst man keine Probleme" und erklärte, Wertheim sei für seine Familie und ihn zur Heimat geworden. In Bettingen habe sich einiges positiv entwickelt, verwies er zum Beispiel auf den "Almosenberg", wobei ihm bewusst sei, dass das dortige Gewerbegebiet "sowohl Lust, als auch Last" darstelle. Vom factory Outlet Center über das Expocamp bis zur Schokoladenfabrik reichten die Stichpunkte seiner Bilanz, der geplante Hallenneubau und ein ermutigendes "wir fangen an", durfte ebenfalls nicht fehlen.

"Ihre Herzen sind bewegt"

Und dann kam er auf das Thema zu sprechen, zu dem die meisten Anwesenden, aber beileibe nicht alle, wie an einigen Reaktionen zu verspüren war, etwas hören wollten: das "Ritterland". Es sei eine wichtige Aufgabe eines OB, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Deshalb werde er jedes Projekt aufnehmen und zumindest prüfen lassen, "Ich weiß, dass Ihre Herzen bewegt sind", versicherte Mikulicz, bat aber die Skeptiker gleichwohl, die Ergebnisse der Untersuchungen zumindest abzuwarten. Wichtige Grundstücks- und Finanzierungsfragen seien noch nicht geklärt. Er verspüre keinen Druck, die Ritter müssten arbeiten.

"Sie können sicher sein, dass ich dem Gemeinderat keinen Vorschlag unterbreiten werde, gegen den Willen der Ortschaft und der Bevölkerung. Wir haben alles in der Hand." Er werde "nichts machen, was den Ortschaften nicht gut tut". Der soziale Friede müsse viel wert sein, kein Projekt der Welt wiege diesen auf. "Falsch und nachlässig" sei es aber, "wenn ein Oberbürgermeister nicht jeder Chance hinterher geht, um eine Stadt und eine Ortschaft nach vorne zu bringen".

"Zukunftsoptimistisch"

In Bettingen sei vieles gut gelaufen, nicht immer ohne Meinungsverschiedenheit, doch am Ende sei immer eine Lösung herausgekommen, mit der alle leben könnten.

Die Ansiedlung des Einkaufsmarktes auf einem Teil des Bahngeländes, das Sanierungsgebiet für die Altstadt, aber auch für Kembach und Dertingen, das Thema Krankenhaus - mit diesen Stichworten blendete Mikulicz nun wieder zurück in die Bilanz. Die Wirtschaft floriere, deshalb nur könne man sich auch den Wohlstand leisten.

Alle Mittelzentren kämpften mit einem gemeinsamen Problem, und das sei der demografische Wandel, einhergehend mit dem Fachkräftemangel. "Ich begreife Wertheim als Bildungsregion", als solche sei die Stadt auch anerkannt. Mittelfristig sei absehbar, dass alle Schul- und Kindergartenstandorte erhalten werden könnten, das Prinzip "kurze Beine, kurze Wege" gelte auch in Zukunft. "Lassen Sie uns zukunftsoptimistisch sein", appellierte Mikulicz, nachdem er abschließend noch einmal um Vertrauen und die Stimme am 27. März geworben hatte.

Einwände ernst nehmen


In der sehr sachlich und durchaus auch mit Humor geführten Diskussion meldeten sich nahezu ausschließlich Gegner des Projektes "Ritterland" zu Wort. Sie sahen darin für Bettingen nur zusätzliche Belastunge, aber keine Vorteile. Befürchtungen wurden geäußert, dass "wir unser letztes Naherholungsgebiet völlig verlieren". Mehrfach versicherte der OB, es werde "keine Entscheidung über Ihre Köpfe hinweg" geben, er nehme die Einwände und Sorgen "nicht nur entgegen, sondern sehr ernst".

Gleichwohl appellierte er, zunächst einmal belastbare Daten und Fakten abzuwarten. Nachweise über die Verträglichkeit des Projektes müssten erbracht werden, "das ist Geschäftsgrundlage von Anfang an". Und: "So wie ursprünglich vorgestellt wäre das Ritterland nicht realisierbar". Nichts werde dem Zufall überlassen, "ich habe bisher alle meine Zusagen eingehalten".

Einziges weiteres Thema war der bevorstehende Hallenneubau und die Befürchtung, dass die Bettinger die erforderlichen Eigenleistungen nicht oder nur schwer erbringen könnten.

"Die Bettinger haben über Jahrzehnte schon sehr viel für Wertheim gebracht und umgekehrt seid ihr im Soll", hieß es unter anderem. Auch in dem Zusammenhang wiederholte Mikulicz sein Credo, "wir werden eine Lösung finden, mit der alle leben können". ek

Fränkische Nachrichten 15. Januar 2011