Wertheim. Er ließ sich Zeit. Nicht einmal als Wahlausschussleiter Wolfgang Stein um 19.15 Uhr das offizielle Ergebnis der Wertheimer Oberbürgermeisterwahl verkündet hatte, ließ er sich blicken. Nein, er watete noch ein wenig. Erst kurz vor halb acht kam er aus der Tür gleich neben dem Standesamt und ließ sich von seinen Anhängern auf dem Rathaushof beklatschen. Seine komplette Familie, Frau Annette und die drei Töchter, gehörten dem kleinen Tross an. Stefan Mikulicz, wiedergewählter Oberbürgermeister winkte und lächelte. 

Dann ging es, Glückwünsche entgegen nehmend, hinauf in den Sitzungssaal. Zur Tür hinein kamen Mikulicz und seine Familie zunächst nicht - zu groß war das Gedränge. Mit minutenlangem Klatschen wurde der Wiedergewählte begrüßt - jetzt konnte er auch endlich strahlen. "Ich danke allen Helfern, meiner Familie, Udo Schlachter und Wolfgang Stein", lautete sein erster Satz, als die Wogen etwas abgeebbt waren. Die Union bezeichnete er als große Familie, die in den letzten Wochen und Monaten viel für ihn geleistet habe.

Zu seinem Wahlergebnis und dem Trend auf Landesebene merkte er an, dass die Politik auch abhängig von zeitlichen Geschehnissen sei. Für Wertheim stellte er fest: "Ich möchte gern auf diesem Kurs weiter machen. In der Familien- und Bildungspolitik sind wir Vorzeigestadt." Seinen Wahlkampf habe er fair gestalten wollen, um keine Gräben aufzureißen, die später wieder mühsam zugeschüttet werden müssten. "Ich gehe mit offenem Visier an die Dinge heran", erläuterte er sein Konzept, um seiner Anhängerschaft abschließend zuzurufen: "Heute Abend wird gefeiert!"

Inzwischen hatte sich OB-Kandidatin Katja Weitzel eingefunden. Sichtlich angespannt und sicher auch ein wenig enttäuscht über die aus ihrer Sicht verlorene Wahl gratulierte sie Stefan Mikulicz, wählte dabei aber als ersten Satz nicht ganz glücklich: "Das ist ein schlechtes Ergebnis für Sie." Dem Publikum im Saal gefiel das ganz und gar nicht, so dass in Windeseile die Kunde der "schlechten Verliererin" die Runde machte und einer ihr hinterherraunte: "Gute Fahrt nach München." Nach nicht einmal einer Minute hatte Katja Weitzel auf der Schwelle zum Sitzungssaal kehrt gemacht.

Derweil hatten sich die Wertheimer Jagdhornbläser positioniert, um dem wiedergewählten Oberbürgermeister mit dem Krönungsmarsch zu huldigen. CDU-Bundestagsabgeordneter Alois Gerig sprach im Anschluss von einem schweren Tag für Baden-Württemberg, dessen Ende aber noch nicht abzusehen sei, und von einem guten Tag für Wertheim durch die Wiederwahl von Mikulicz. Er habe die Stadt hervorragend geleitet und nach vorn gebracht. Gerig: "Es wird weiter mit euch gemeinsam aufwärts gehen."

CDU-Stadtverbandsvorsitzender Udo Schlachter und gleichsam Wahlkampfmanager von Stefan Mikulicz sprach von einer "bewegenden Zeit in den letzten Wochen". Er zeigte sich sicher, dass der faire und auf Sachpolitik ausgerichtete Wahlkampf zum Erfolg geführt habe und Wertheim jetzt mit acht weiteren Jahren guter Politik rechnen könne.

Dr. Bernd Kober, CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, meinte: "Das Wahlergebnis zeigt, dass die verlässliche Sachpolitik die Wähler überzeugt hat und für die Zukunft Wertheims am besten ist." hvb

Fränkische Nachrichten 28. März 2011