Mit mehr Angebot steigt die Nachfrage
Neun-Euro-Ticket, Tankrabatt, Mobilitätswende – an politischen Debatten und Maßnahmen mangelt es dem Thema aktuell nicht. Dass die Mobilität im ländlichen Raum anders als in den Ballungsgebieten zu gestalten ist, betonte Stadtverbandsvorsitzender Jochen Wältz zu Beginn.
Soll die Klimawende, die Dekarbonisierung des Verkehrs geschafft werden, muss der öffentliche Nahverkehr in den kommenden Jahren massiv ausgebaut und auch stärker an die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden - auch und gerade in den ländlichen Regionen wie dem Main-Tauber-Kreis.
Zunächst stellte Thorsten Haas, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber, die aktuelle Situation und Herausforderungen im Landkreis dar.
Zu den maßgeblichen Weiterentwicklungen im straßengebundenen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gehörten die Neukonzeption des gut angenommenen Night-Life-Shuttles (2015) und des Stadtbusses Wertheim (2016) sowie die Betriebsaufnahme der nun umweltfreundlicheren und barrierefreien Linienverkehre.
Noch in Umsetzung befinde sich der barrierefreie Umbau der Bushaltestellen an Kreisstraßen, wobei dieser in Kembach und Dietenhan bereits realisiert sei. Auch das dynamische Fahrgastinformationssystem sei in Wertheim bereits in Betrieb. Mit der Einrichtung eines Busergänzungsverkehrs entlang der Tauberbahn, der Erweiterung des Ruftaxiverkehrs und der Anbindung der Gewerbegebiete Almosenberg und Reinhardshof seien weitere wichtige Schritte gemacht worden. Für die optimale Ausnutzung müsse man die verschiedenen Angebote aber kombinieren: „Gemeinsam sind diese Angebote stark“, sagte Haas.
Herausforderungen
Zu den Herausforderungen der nächsten Jahre gehörten der weitere Ausbau der Infrastruktur und Barrierefreiheit, wofür jedoch nicht nur der Kreis zuständig sei. Auch bei der Digitalisierung seien erste Schritte gemacht worden, so bei der Auslastungsmessung oder der Lichtsignalsteuerung. On-demand-Angebote, autonomes Fahren, die Gewinnung von Fahrpersonal, aber besonders auch die Dekarbonisierung würden in Zukunft einen immer größeren Stellenwert einnehmen.
Spannend dürfte die Frage werden, wie das Elektrifizierungskonzept des Landes auf der Tauberbahn umgesetzt werden kann. Wie Dietmar Maier von der NVBW näher erläuterte sei dazu ein Gutachten in Arbeit. Weil die komplette Elektrifizierung der Strecke mit Oberleitungen wohl ausscheide, gebe es derzeit Überlegungen, die Züge batterie-elektrisch fahrenzulassen.
Dazu müsse gewährleistet sein, dass die Züge die komplette Strecke zwischen Miltenberg und Crailsheim ohne Zwischenstopp bewältigen können. Um dies zu erreichen, sieht das Gutachten den Einsatz von sogenannten Batterie-Hybrid-Zügen auf der Tauberbahn vor. Neben einer Batterie verfügen diese Züge auch über Stromabnehmer, die mittels Oberleitungen die Batterien während der Fahrt wieder aufladen. Weil derzeit nur die Bahnhöfe Miltenberg, Crailsheim und der Streckenabschnitt zwischen Lauda und Königshofen elektrifiziert sind, müssten weitere Abschnitte mit Oberleitungen ausgerüstet werden, erläuterte Dietmar Maier.