CDU Stadtverband Wertheim

Europa nicht auf den Euro reduzieren

44. Politischer Aschermittwoch: Ex-Finanzminister Gerhard Stratthaus sprach bei CDU-Veranstaltung in Hundheim

Hundheim. Wichtige Weichenstellungen werden im Main-Tauber-Kreis nicht ohne die Christdemokraten getroffen und sie werden auch in Zukunft alles daran setzen, um ihre politischen Vorstellungen an den entscheidenden Stellen einzubringen. So stehen vor allem millionenschwere Investitionen in die Förderung der Bildungseinrichtungen und den Ausbau des Gesundheitswesens im Landkreis in den nächsten Jahren ganz oben auf der Agenda der Kreis-CDU und der CDU-Fraktion im Kreistag.

"Seit 40 Jahren ist die CDU die maßgebliche Kraft in Tauberfranken gewesen und die Bevölkerung des Taubertales ist damit gut gefahren", so der Kreisvorsitzende der CDU, Professor Dr. Wolfgang Reinhart, beim politischen Aschermittwoch in Hundheim. Er werde deshalb auch nicht in seinem Bemühen um den Erhalt der Polizeiakademie in Wertheim nachlassen. In einem aktuellen Schreiben an Innenminister Reinhold Gall forderte Reinhart daher erneut, diese Entscheidung bis nach der Landtagswahl am 13. März 2016 zu verschieben.
(Von hinten links) MdB Alois Gerig, Bgmstr. Thomas Schreglmann, Kreisvors. Professor Dr. Wolfgang Reinhart, Ehem. Finanzminister BW MdL Gerhard Stratthaus, MdB Nina Warken und Margarethe Horb, ehem. MdB Kurt Segner und zwei Helferinnen
Im Mittelpunkt der Traditionsveranstaltung des CDU-Kreisverbands stand der vielbeachtete Vortrag des Ex-Finanzministers von Baden-Württemberg, MdL Gerhard Stratthaus. In seinem Beitrag versuchte der CDU-Finanzexperte, die deutsche Haltung zur Euro- und Verschuldungskrise darzustellen.

Ganz bewusst beschrieb Stratthaus die Meinung der interessierten Wahlbe-völkerung und nicht nur die der Finanzindustrie und der Politik, denn er ist der Ansicht, dass in unserer Demokratie politische Entscheidungen auf lange Sicht nicht gegen den Wählerwillen durchgesetzt werden können. Westdeutschland war spätestens seit Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die stärkste Wirtschaftsmacht Westeuropas, politisch aber hatte es weit weniger Einfluss als zum Beispiel England und Frankreich. Durch die aktuelle Finanzkrise sei Deutschland - obwohl dies von der Politik nicht bewusst angestrebt wurde - auch zur politisch einflussreichsten Macht Europas geworden.

Der Euro war und ist für Stratthaus auch ein politisches Projekt. Deutschland lag nach dem Zweiten Weltkrieg, den es verschuldet hatte, am Boden. Nicht nur militärisch und wirtschaftlich, sondern auch moralisch. Die Siegermächte waren sich einig, dass Deutschland nie mehr stark werden sollte. Diese Idee wurde jedoch bald nicht mehr weiter verfolgt, auch weil sich Westeuropa nun durch die Sowjetunion bedroht fühlte und eine starke Bundesrepublik einen wichtigen Beitrag zur Abwehrkraft des Westens leisten konnte. Deutschland sollte sich wirtschaftlich wieder erholen, aber kontrolliert und eingebunden werden in die Gemeinschaft der europäischen Staaten.

Auch bei der Wiedervereinigung 1990, bei der die Befürchtung vor allem Englands und Frankreichs deutlich wurde, Deutschland könnte zu großen wirtschaftlichen und politischen Einfluss in Europa erlangen, suchte man ein starkes Projekt zur Einbindung der Bundesrepublik in die europäische Staatengemeinschaft. Dieses Projekt war der Euro. Er sollte Europa einigen, "leider droht er heute Europa zu spalten", befürchtet der ehemalige Finanzminister. Als Gebot der Stunde sieht er aus ökonomischen Gründen eine enge Zusammenarbeit der europäischen Staaten für dringend notwendig. Europa müsse deswegen eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Außenwirtschaftspolitik organisieren und gemeinsame Ziele erarbeiten.
Trotz allem wird es seiner Meinung nach ein vereinigtes Europa, frühestens nach einigen Generationen geben.
Die aktuell vielfach zitierte Schwäche des Euro kann Stratthaus nicht erkennen. Der Euro habe in den zehn Jahren seines Bestehens niedrigere Inflationsraten, als die Deutsche Mark je hatte. Auch der Wert des Euro im Verhältnis zu anderen wichtigen Währungen habe sich durchweg positiv entwickelt. Die Stärke einer Währung hänge letzten Endes davon ab, wie weit der hinter dem Geld stehende Staat (oder die Staaten) das durch das Geld garantierte Zahlungsversprechen nach Ansicht der Märkte garantieren könne. Japan und die USA seien stärker verschuldet als die meisten Eurostaaten.